https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/missbrauchsfall-luegde-verdacht-gegen-jugendamt-hoexter-a-00000000-0002-0001-0000-000175196781
Verdacht gegen Jugendamt Höxter im Missbrauchsfall Lügde »Offenbar wurden gezielt Akten verändert«
Haben Mitarbeiter des Jugendamts Höxter nachträglich Unterlagen manipuliert? Diese Frage wirft der Untersuchungsausschuss zum Missbrauchsfall Lügde auf. Abgeordnete verlangen nach SPIEGEL-Informationen Aufklärung.
Im Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landtags zum Missbrauchsfall auf dem Campingplatz in Lügde erheben Abgeordnete nach SPIEGEL-Informationen schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt in Höxter. Dort wurde ein Mädchen betreut, das von einem der Haupttäter, Mario S., schwer sexuell missbraucht worden war. Andreas Bialas, Obmann der SPD im Ausschuss, spricht vom »Verdacht der Aktenmanipulation«. »Offenbar wurden gezielt Akten verändert«, sagt auch der Ausschussvorsitzende Martin Börschel (SPD), »die Frage ist: warum und auf wessen Veranlassung?«
Am Mittwoch hatte eine Mitarbeiterin des Jugendamts im Landtag eingeräumt, einen Vermerk erst angefertigt zu haben, als der Skandal schon öffentlich war und die beiden Haupttäter in Untersuchungshaft saßen. Dabei sei es darum gegangen, warum die sozialpädagogische Familienhilfe für das Mädchen und seine Mutter anderthalb Jahre zuvor eingestellt worden war, obwohl es bereits etliche Hinweise auf Missbrauch gegeben hatte. Das Mädchen wurde an eine psychotherapeutische Ambulanz überwiesen. »Eine Teamleiterin hat uns dann erklärt, es sei normal, dass man in einem solchen Fall noch mal die Akten durchgehe und ergänze«, sagt Bialas. »Sollten tatsächlich ungerechtfertigte Änderungen vorgenommen worden sein, wäre das ein Fall auch für die Ermittlungsbehörden.«
Vorgänge in Höxter
Im Missbrauchskomplex Lügde hatte die Staatsanwaltschaft auch gegen Mitarbeiter der Jugendämter in Hameln-Pyrmont und Lippe ermittelt, die für die Pflegetochter des verurteilten Dauercampers Andreas V. zuständig waren, die Verfahren aber eingestellt. »Wir werden uns nun intensiv den Vorgängen in Höxter widmen müssen«, so Börschel.