"Haltet euch bereit" "Proud Boys" feiern Allianz mit Trump
Bei Kundgebungen treten die "Proud Boys" immer offener und aggressiver auf.
Eine verunglückte Formulierung oder der Schulterschluss mit gewalttätigen Rechten? Statt sich von Rassisten und explizit den "Proud Boys" zu distanzieren, ruft US-Präsident Trump im TV-Duell die Gruppierung dazu auf, sich zurück- und "bereitzuhalten". In rechten Kreisen löst das Jubel aus.
Die Aussagen von US-Präsident Donald Trump zur rechten Miliz "Proud Boys" im TV-Duell schlagen hohe Wellen. Der Republikaner hatte sich geweigert, rechtsradikale Gruppen zu verurteilen. "Wen soll ich verurteilen?", fragte er Moderator Chris Wallace. Auf den Verweis auf die "Proud Boys" sagte er: "Haltet euch zurück und haltet euch bereit" ("stand back and stand by").
Wie die "New York Times" berichtete, feierten "Proud Boys"-Anhänger die Episode in Telegram-Kanälen und anderen sozialen Medien als "historisch". In einem Kanal hätten Mitglieder der Gruppe die Aussage des Präsidenten als stillschweigende Billigung ihrer gewalttätigen Taktiken gewertet. In einer weiteren Nachricht heiße es, die Gruppe sehe bereits eine Zunahme der Zahl "neuer Rekruten".
Trumps Sohn Donald Trump Jr. sagte im Sender CBS dagegen, dass sein Vater sich wohl versprochen habe. Die "New York Times" zitierte Präsidentenberater Jason Miller, der sagte, Trump habe mit dem Ausdruck "stand by" deutlich machen wollen, dass die "Proud Boys" die Gewalt beenden sollten.
Trumps Kontrahent Biden nahm nach dem TV-Duell noch einmal zu Trumps Haltung zu den "Proud Boys" Stellung. Er twitterte: "Man kann es nicht anders ausdrücken: Der Präsident der USA hat sich auf der Bühne gestern Abend geweigert, sich von weißen Rassisten loszusagen." Er postete dazu ein Video, das Opfer rechter Gewalt in Charlottesville und Kenosha zeigt.
Die Bürgerrechtsorganisation ADL stuft die "Proud Boys" als unkonventionelle Strömung im rechten amerikanischen Extremismus ein. Die Gruppe könne unter anderem als gewalttätig, nationalistisch und islamophob beschrieben werden, heißt es auf der Seite der ADL. Ihre Anführer weisen Rassismusvorwürfe aber zurück. Es sei bekannt, dass Mitglieder gewalttätige Taktiken anwenden. Mehrere Mitglieder seien wegen Gewaltverbrechen verurteilt worden.
Die "Proud Boys" wurden von dem kanadisch-britischen Gründer des "Vice Magazine", Gavon McInnes, gegründet. Die Organisation nimmt nur Männer auf. Der Schwur zur Aufnahme lautet: "Ich bin ein stolzer westlicher Chauvinist, ich weigere mich, die moderne Welt erschaffen zu haben." Nach eigenen Angaben geht es den "Proud Boys" um eine Rückkehr zu traditionellen westlichen Werten.
https://www.n-tv.de/politik/Proud-Boys-feiern-Allianz-mit-Trump-article22069843.html