Anonymous ID: 0815c7 June 7, 2021, 11:15 p.m. No.13854881   🗄️.is 🔗kun

https://plagiatsgutachten.com/blog/die-sakrosankte-masterthesis/

 

Die sakrosankte Masterthesis der Bundeskanzlerin in spe Annalena Baerbock

 

Ein Leser meines Blogs fragte mich zur Masterthesis von Annalena Baerbock heute:

 

„Was ich nicht verstehe, ist, warum hier die Medien oder Twitter keinen Druck aufbauen, um das endlich mal prüfen zu können. Entweder sie hat ihre eigene Masterarbeit verloren, oder sie hält sie aus irgendwelchen Gründen geheim. Immerhin ist es eine Gefahr, wenn sie Kanzlerin wird und danach rauskommt, dass bei der Masterarbeit geschummelt wurde, das wäre für das ganze Land destabilisierend.“

 

Mich interessiert die Masterthesis von Frau Baerbock nun nicht, weil ich vermute, dass sie geschummelt hat. Ich glaube auch nicht, dass ein Plagiat das Land destabilisieren würde. Es können noch so viele Politikerplagiate aufgedeckt werden: Die Muster und Probleme bleiben dieselben. Bislang zumindest.

 

Mich interessiert einfach, was Annalena Baerbock geschrieben hat, nachdem sie Kobalt mit Kobold verwechselte, nachdem sie erzählte, dass Menschen CO2 verbrauchen, nachdem sie sonst allerlei Unsinn über die soziale Marktwirtschaft oder das Stromnetz von sich gab, nachdem sie Schwierigkeiten im Umgang mit Zitaten bewies und zumindest ein Satz ihrer Website ein Plagiat von Joe Biden ist. Vor allem aber interessiert mich die Masterthesis nach den vielen, nicht enden wollenden Änderungen im Lebenslauf.

 

Ich denke, die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, zu erfahren, was in der Masterthesis einer Kanzlerkandidatin steht. Oder nicht? Leben wir noch in der mittelalterlichen Zeit der Geheimwissenschaft? Für die bundesdeutschen Journalist*innen scheint die Masterarbeit jedenfalls bislang sakrosankt zu sein.

 

Was schreibt mir die London School of Economics (LSE) zur Causa?

 

E-Mail des Media Relations Department der LSE an mich, 26.05.2021, 15:17

 

Masterthesen sind also nicht online öffentlich verfügbar. Aber wäre es nach so vielen Falschangaben und Übertreibungen im Lebenslauf, nach so vielen inhaltlichen und sprachlichen Hoppalas nicht geboten, genau diese eine Masterthesis zu veröffentlichen?

 

In der Tat: Niemand kann Frau Baerbock dazu zwingen. Aber es erstaunt doch für jemanden, der wiederholt so deutlich seinen Bildungsweg herausstreicht und sich als „Völkerrechtlerin“ bezeichnet – durchaus auch mit dem Brustton der Wissenschaftlichkeit. Vielleicht hat die ganzen Patzer von Frau Baerbock ihr Team verbockt: Dann wäre es erst recht an der Zeit, die Masterarbeit zu publizieren.

 

Die rechtliche Lage ist übrigens in jedem Land anders: In England und Deutschland müssen Masterarbeiten nicht veröffentlicht werden. In Österreich herrscht hingegen Veröffentlichungspflicht, dort heißen alle Arbeiten ab der Master-Ebene „wissenschaftliche Arbeiten“. Österreich ist hier somit weiter als Deutschland und England:

 

Quelle: § 86 UG, https://www.ris.bka.gv.at/NormDokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20002128&Artikel=&Paragraf=86

 

Miriam Meckel hat vor einigen Jahren ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Mein Kopf gehört mir“. Bei Annalena Baerbock liegt die interessante Auffassung von Wissenschaft vor: „Meine Masterthesis gehört nur mir“.