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Hier die kurze hörenswerte Passage. Zuerst redet die Bundeskanzlerin, dann unterbricht sie der Bürgermeister aus Schuld:
„Wir werden natürlich nachdenken: Was können wir im Hochwasserschutz noch besser machen? Wir werden bei der Landwirtschaftspolitik, bei der Forstpolitik uns überlegen müssen, wie reagieren wir darauf. Also das, was wir sonst so oft im Zusammenhang mit Afrika zum Beispiel sagen – Mitigation, also Anpassung an den Klimawandel – das wird Schritt für Schritt auch in Deutschland parallel zu dem gesamten Umsteuern auf eine klimaneutrale Wirtschaft auch der Fall sein müssen.“
Angela Merkel
Unangenehm devote Zwischenfrage eines Journalisten:
„Muss das alles schneller gehen?“
„So schnell wie irgend möglich.“
Angela Merkel
Dann kommt – von der Seite intervenierend –, mitten in die Rede der Bundeskanzlerin hinein, Helmut Lussi: „Darf ich dazu mal ein kurzes Statement abgeben?“ Der Kopf der Kanzlerin fliegt in seine Richtung, ungläubiger Blick, so etwas hat es jedenfalls auf der Berliner Bühne schon lange nicht mehr gegeben.
Aber Lussi wartet gar nicht etwa auf eine Wortfreigabe der hohen Dame, das hier ist seine Gemeinde und sein Wohnzimmer, das jetzt vollkommen zerstört daliegt. Merkel zieht missbilligend die Augenbrauen hoch – die Kamera fängt es noch ein und wechselt hinüber zum Bürgermeister von Schuld.
Helmut Lussi also weiter:
„Wir haben in der Chronik der Gemeinde Schuld mal nachgesehen: Das erste Hochwasser war so um 1790. Ich glaub da gab’s noch kein Klimawandel oder nicht in den Dimensionen. Das zweite Hochwasser war jetzt 1910. Das dritte, das unendliche Dimensionen überschritten hat, war jetzt 2021. Also ich glaube, uns hätte kein Hochwasserschutz geholfen, weil man kann so was gar nicht berechnen, wie bei solchen Wassermassen sich die Ahr verhält, das ist schier unmöglich.“
Helmut Lussi, Ortsbürgermeister von Schuld
Eine Szene (anzusehen hier), die den meisten Medien nicht ins Bild gepasst hat. Medien, die sich viel mehr auf die Tränen des Bürgermeisters konzentriert haben. Aber so verpassten sie auch die lehrreiche Botschaft dieser kleinen Szene:
Solche Katastrophen sind immer auch ein stückweit unberechenbar – Armin Laschet musste das schmerzhaft lernen, als er sich von Kameras beim Feixen hinterm Bundespräsidenten erwischen ließ. Und Angela Merkel wollte jetzt das Drama von Schuld für eine klimaideologische Weltpolitik missbrauchen und wurde dafür von einem weinenden Bürgermeister wieder zurück auf die Erde geholt – ja, die Deutschen können es ja doch noch. Sie können noch Laut geben, wenn ihnen die Obrigkeit zu bunt wird. Helmut Lussi ist hier der Mann der Stunde.