#Sabotage
https://archive.org/details/simplesabotagefi26184gut/mode/2up?q=sabotage
Das Buch gibt es auch auf deutsch, allerdings finde ich nicht.
Hat das jemand zufällig parat?
„Das kleine Sabotage-Handbuch von 1944“ bietet eine Fülle von Tricks des amerikanischen Geheimdienstes für Bürgersaboteure
Von Monika GroscheRSS-Newsfeed neuer Artikel von Monika Grosche
Besprochene Bücher / Literaturhinweise
Zucker in den Tank, mit einem Schwamm die Toilette verstopfen oder durch Dienst nach Vorschrift wertvolle Zeit vergeuden. Was sich zunächst eher harmlos oder vielleicht sogar etwas albern anhört, sind durchaus ernstgemeinte Vorschläge des US-Geheimdienstes, um mit Sabotageakten den Feind zu schwächen.
Diese Tipps wurden 1944 in dem 20-seitigen geheimen Simple Sabotage Field Manual veröffentlicht. Mit Hilfe dieses Handbüchleins sollten eingeschleuste Mitarbeiter von innen heraus gegen das NS-Regime aktiv werden. Doch damit nicht genug: William J. Donovan, der damalige Direktor des OSS (Office of Strategic Services, der Vorläufer der CIA), kam auf die Idee, dass das kleine Handbuch auch ein wunderbares Nachschlagewerk für ganz normale Menschen im Machtbereich der Nazis sei. Um diese zu ermutigen, mit kleinen oder auch größeren Sabotageakten selbst aktiv dazu beizutragen, das Regime zu schwächen, ordnete er an, die Informationen aus dem Handbuch über Pamphlete und den Rundfunk möglichst weit zu verbreiten.
Mancher Tipp mutet heutzutage eher wie ein Dummer-Jungen-Streich an: So etwa, Motten in Tüten zu sammeln und im Kino freizulassen, damit sie bei der Ausstrahlung von Propaganda vor die Linse flattern. Doch bevor man sich darüber lustig macht, sollte man deren historischen Kontext nicht aus den Augen verlieren. So war das Kino damals ein Propagandamittel erster Wahl – und selbst diese schlichte Aktion hätte einem Saboteur in der Diktatur durchaus schlimme Konsequenzen bescheren können.
Alles in allem – so amüsant es sich heutzutage auch zum Teil liest – ist das Handbüchlein bei genauerer Hinsicht ein sehr penibel gestaltetes Nachschlagewerk, mit dessen Hilfe man für jeden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereich das Mittel der Wahl findet, um selbst gegen eine Diktatur aktiv zu werden. Das Spektrum reicht zum Beispiel im Falle der Bahn von kleinen Störaktionen wie dem langsamen Ausstellen von Fahrkarten über zermürbende Ticketkontrollen nach Mitternacht bis hin zur gewaltsamen Zerstörung von Weichen oder Gleisen.
So zeigt das Büchlein Möglichkeiten auf, wie jeder in seinem eigenen Wirkungskreis das tun kann, zu dem er bereit und in der Lage ist. Egal ob Kultursektor, Produktion, Landwirtschaft, Verwaltung oder Verkehrswesen: Allen Aktionen ist gemeinsam, dass sie mit möglichst geringem Aufwand und bei möglichst geringem Risiko einen höchstmöglichen Schaden erzeugen.
In der Regel bedarf es weder speziellen Materials noch besonderer Kenntnisse, um als Saboteur durchaus wirkungsvoll tätig zu werden – so einfache Haushaltsdinge wie Zündhölzer, Schnur oder Schwamm reichen völlig aus. Mitunter bedarf es auch gar keiner Hilfsmittel, beispielsweise, wenn man seinen Vorgesetzten durch ständige Fragen nervt, eine Besprechung nach der anderen anberaumt oder die Untergebenen durch die Beförderung von ausgesprochenen Dummköpfen in den Wahnsinn treibt. Hier mag zum Teil die Analogie der vorgeschlagenen Aktionen zum täglich erfahrenen Alltag im eigenen Büro oder auf dem Amt verblüffen. Denn was in dem Handbuch als Sabotage gilt, ist in vielen Amtsstuben oder Firmen gelebte Realität.
Ob es nur ein denkwürdiger Zufall ist, dass dieses Büchlein ausgerechnet in Zeiten eines immensen internationalen Rechtsrucks neu aufgelegt wird, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist es angesichts der zunehmenden Sorge um demokratische Grund- und Menschenrechte weltweit durchaus beruhigend zu lesen, dass man kein Held sein muss, um aktiv etwas gegen ein Unrechtsregime zu tun, sondern auch Dummstellen und Pinkeln in Benzintanks durchaus gelebter Widerstand sein können.