Die Demontage des Karl Lauterbach: Ampel entsorgt den Panik-Modus
Die Koalition will die Corona-Maßnahmen zum 20. März fast vollständig beenden. Auch die Impfpflicht kippt vermutlich langsam. Nur der Gesundheitsminister schlägt noch die Alarmtrommel. Um ihn wird es einsam.
Die Demontage von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach innerhalb der Berliner Koalition begann am Freitag vergangener Woche mit einem längeren Facebook-Text. Wichtig war der Absender: FDP-Fraktionschef Christian Dürr. Er erklärte noch vor der gleichlautenden SPD-Beschlussvorlage vom Montag, fast alle Corona-Maßnahmen würden spätestens am 19. März enden. Bei dem Corona-Gipfel am Mittwoch soll dieser Zeitplan nun beschlossen werden.
Neben den Beispielen der anderen europäischen Länder bleiben offenbar auch die Demonstrationen in Deutschland selbst gegen den zunehmend als autoritär und irrational empfundenen Corona-Sonderweg bei den Politikern in Berlin nicht ohne Wirkung.
Mit einer Ausnahme: Karl Lauterbach. Er schlägt die Paniktrommel in unverändertem Rhythmus – mittlerweile aber als Solist. Eine Lockerung der Maßnahmen, hatte der Minister immer wieder betont, komme vor Ostern gar nicht in Frage. Bei „Anne Will“ bekräftigte er gerade seine zwar unbelegten, aber in seiner üblichen Angstrhetorik vorgetragenen Prognosen. Dass der Vorstandsvorsitzende der „Deutschen Krankenhausgesellschaft“ Gerald Gaß erklärt, in diesem Winter sei keine Überlastung der Krankenhäuser zu erwarten, wischte Lauterbach – der nie in seinem Leben als Mediziner praktiziert hat – in der Sendung mit der Bemerkung beiseite, Gaß sei „kein Wissenschaftler, der sich schwerpunktmäßig damit beschäftigt“. Bei „Anne Will“ wechselte er auch wieder einmal die Argumente, als er erklärte, die Impfpflicht, die er nach wie vor für nötig hält, sei von ihm ja nie als Mittel gegen die Omikron-Welle gedacht gewesen, sondern nur gegen eine hypothetische neue Welle im nächsten Herbst und Winter. Die Begründung, die Impfpflicht sei gerade gegen die aktuelle Omikron-Welle wichtig, steht freilich explizit in einer Leopoldina-Stellungnahme vom November 2021. Einer der wichtigsten Autoren damals: Christian Drosten, einer der engsten Berater Lauterbachs. Bei der Bundespräsidentenwahl am Sonntag ließ sich der Minister demonstrativ mit dem Virologen ablichten.
In der Talkshow behauptete Lauterbach auch, es sei „eine ganz gefährliche Legende, dass das Virus immer harmloser wird.“ Das könnte in 30 oder 40 Jahren passieren, „aber nicht in den nächsten zehn Jahren.“ In Wirklichkeit fordert Omikron heute schon deutlich weniger Tote als die Grippe in der Saison 2017/18. Auch wegen dieser Erkenntnisse hatte Spaniens Regierung schon vor einiger Zeit erklärt, Omikron nur noch wie ein gewöhnliches Grippevirus einzustufen.