>>4166807 (pb)

Lieber Anon, das möchte ich so unkommentiert hier, gerade weil es in den Notables ist, nicht stehen lassen.

Ich arbeite selber seit vielen Jahren in solchen Maßnahmen (berufliche Wiedereingliederung für Menschen mit psychischer Erkrankung). Diese Menschen WOLLEN alle wieder arbeiten, niemand wird gezwungen. Ja, es gibt auch Maßnahmen, die nicht freiwillig sind. Was auch korrekt ist, ist dass die ganze Maßnahmelandschaft inzwischen eine "Sozialindustrie ist. Es gibt zunehmend weniger Zeit für den einzelnen Menschen und den Mitarbeitern wird das, worum es eigentlich geht, nämlich die direkte Arbeit mit den betroffenen Menschen, strukturell immer weniger möglich gemacht bzw. eingeschränkt.

Was, mit Verlaub gesagt, gequirlte Scheiße ist, ist die Geschichte mit den PSYCHOTHERAPEUTEN. Es gibt Maßnahmen mit solchen, aber die Regel ist das nicht. Wer sich auch nur entfernt mit Psychologie/Psychotherapie beschäftigt hat weiß, dass eine „getarnt antrainierte Depression“ haarsträubender Unsinn ist. Langzeitarbeitslose Menschen entwickeln Depressionen, weil sie u.a. in ihren gesellschaftlichen Kontakten und Teilhabe eingeschränkt sind (grob gesagt). Es gibt 1000 Gründe, warum diese Menschen depressiv werden, klandestine „Umerziehungsprogramme“ gehören sicher nicht dazu.

Manche Maßnahmen bekommen sogar mehr als 800€ pro Teilnehmer pro Monat. Das deckt die Personal- und weitere Kosten. Wir machen zum Beispiel Verluste, wenn nicht alle Plätze besetzt sind. Als gemeinnützige GmbH (was die allermeisten Maßnahmeträger sind) dürfen sowieso keine Gewinne angehäuft werden.

Jede Kollegin und jeder Kollege, den ich bis jetzt kennenlernen durfte hat sich für die betroffenen Menschen den Arsch aufgerissen in einem knallharten geschäftlichen Umfeld.

Ich bitte darum, meinen Beitrag nicht als Angriff sondern als Aufklärung zu sehen, von jemandem, der dieses System von innen kennt. Die Verbreitung von solchem Unsinn hilft unserem Kampf sicherlich nicht.

WWG1WGA