und das allerschönste - du zahlst das!
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hier mal die Vorbereitungen für Japan!
sie haben keine Facharbeiter mehr, müssen ihre Türen öffnen!
oha, jetzt soll es bei denen auch losgehen.
Japan öffnet die Tür nur einen Spalt weit
In Japan sinkt die Wohnbevölkerung seit einigen Jahren, und die Überalterung hinterlässt Spuren, wie ein Augenschein in der Präfektur Nagano zeigt. Es fehlen zunehmend Arbeitskräfte, aber die Regierung tut sich sehr schwer damit, die Immigration zu fördern.
Werner Enz
9.3.2019, 11:00 Uhr
Auf der Fahrt mit dem Lokalzug von Matsumoto in das Provinzstädtchen O-Machi in den Alpen von Nagano herrscht beruhigende Normalität. Schüler sind auf dem Heimweg und unterhalten sich ganz leise, wie es sich gehört. Gespräche am Smartphone sind im Land der aufgehenden Sonne in der U-Bahn oder im Zug nicht zu hören, das ist eine Selbstverständlichkeit. Schneegestöber und die einsetzende Dunkelheit lassen uns dankbar noch etwas tiefer in die geheizten Sitze sinken. Dem hektischen Tokio durch drei Bahnfahrtstunden entrückt, kommt Vorfreude auf, denn bald werden wir splitternackt in einem heissen Thermalbad sitzen und die Welt vergessen. Nach der Ankunft im Bahnhof von O-Machi taucht aber ein erstes Problem auf. Kein Shuttlebus zum Hotel und auch kein öffentlicher Busverkehr. Dass draussen in der Provinz gewisse Strecken nur noch ein- oder zweimal am Tag fahrplanmässig bedient werden, ist keine Überraschung. Es widerspricht indessen jahrelanger Erfahrung, nach einer langen Anreise keinen Service des Hotels gleichsam für die letzte Meile zu erhalten.
Es fehlen Arbeitskräfte
Eine Taxifahrerin, die weit über sechzig Jahre alt ist und von ihrem Job schwärmt, fährt uns ins Hotel, wo uns der Hotelmanager mit tiefen Verbeugungen empfängt und sich wortreich entschuldigt. Klar, sie würden ihre Kundschaft gern am Bahnhof abholen, aber einen Fahrer hätten sie seit Monaten nicht mehr zur Verfügung. Um diese Lektion reicher, fällt uns beim Abendessen noch etwas anderes auf. Es wird im Buffetstil serviert, wobei viele Angestellte mit einem Knopf im Ohr herumrennen, damit es an nichts fehle. Offensichtlich sind viele Asiatinnen unter Regie im Einsatz, die nicht aus Japan stammen. Nach dem Abendessen findet der Tag mit dem ersehnten Thermalbad unter freiem Himmel einen würdigen Abschluss. Ein Rundgang in O-Machi am Tag darauf zeigt, dass vielerorts in diesem für guten Sake und reines Mineralwasser bekannten Städtchen mit 20 000 Einwohnern gähnende Leere herrscht. Es ist ziemlich trist, da an diesem Wintertag auch auf den Feldern kaum je ein Bauer anzutreffen ist.
Im grosszügig eingerichteten Völkerkundemuseum wird die Geschichte des alten Japan erzählt, wobei es sich vermutlich vor allem an Schulklassen von Nagano und Umgebung richtet. Ausser vielfältigen Informationen zu Geologie, Geografie, Bergsteigern, Fauna und Flora, die sich in einen Zeitabschnitt von mehr als 4000 Jahren einreihen, wird den Besuchern noch weiteres mit auf den Weg gegeben: Japan altert und schrumpft, das lässt sich an einer Grafik in der Nähe des Ausgangs ablesen. Zurzeit zählt Japan mehr als 126 Millionen Einwohner; im Jahr 2050 sollen es noch etwa 100 und im Jahr 2100 dann 60 Millionen sein. Damit wäre dereinst ein Entwicklungsstand erreicht wie vor ziemlich genau hundert Jahren. Lautet die Botschaft des Erziehungsministeriums, das auch über Museen wacht, dass Japan auf dem Weg zurück zur Normalität ist? Was wohl geht in den Köpfen der japanischen Schülerinnen und Schüler vor, wenn sie das studieren?
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https://www.nzz.ch/meinung/japan-oeffnet-die-tuer-nur-einen-spalt-weit-ld.1465403