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Die Reaktionen darauf in den sozialen Netzwerken reichten von Entsetzen bis Begeisterung. Applaus erntete Naidoo insbesondere bei politisch rechtsgerichteten Kommentatoren, die ihn dafür lobten, "die Wahrheit auszusprechen". Kritiker warfen dem Sänger dagegen unumwunden vor, ein "Faschist" zu sein. Auch der Sender RTL, bei dem Naidoo derzeit in der Jury der Sendung "Deutschland sucht den Superstar" sitzt, zeigte sich in einer Twitter-Botschaft irritiert. RTL distanziere sich von jeglicher Form von Rassismus, hieß es darin. Und: "Wir erwarten klare Antworten von Xavier."
Versuch einer Rechtfertigung
Wirklich klar fällt die erste Stellungnahme des 48-Jährigen bei Facebook allerdings abermals nicht aus. Stattdessen pocht Naidoo - wie schon damals bei seinem ESC-Statement - darauf, eigentlich doch ein super Typ zu sein. "Ich setze mich seit Jahren aus tiefster Überzeugung gegen Ausgrenzung und Rassenhass ein. Liebe und Respekt sind der einzige Weg für ein gesellschaftliches Miteinander", schreibt er etwa.
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"Unsere Demokratie muss wehrhaft sein, um auch weiterhin ein Leben in Frieden und Eintracht führen zu können. Ich gehe nicht zuletzt als Christ fest davon aus, dass der weit überwiegende Anteil der Menschheit dies auch will. Tragische Gewalttaten wie etwa in Chemnitz, Halle, Hanau und andernorts gilt es zu verhindern es kann auch nicht sein, dass etwa jüdische Schulkinder verstärkt Angst vor antisemitischen Übergriffen haben müssen", fährt der in Mannheim geborene Sänger, der auch Wurzeln in Indien, Südafrika und Irland hat, fort.
Auch seine Familie sei als Gast nach Deutschland gekommen und habe sich an "Recht und Moralvorstellungen des Gastgebers" gehalten, erklärt Naidoo. "Diese Selbstverständlichkeit sollte für alle gelten - auch wenn nur ein sehr kleiner Teil dies missverstanden hat. Aber gerade dieser kleine Teil belastet alle anderen, die hierdurch in 'Sippenhaft' genommen und durch eine erschreckende Zunahme an Gewaltakten in Gefahr gebracht werden."
"Peinlich und deutschlandfeindlich"
Auf konkrete Textzeilen in dem aufgetauchten Clip und darauf, wie er sie gemeint haben könnte, geht der Sänger jedoch nicht ein. Immerhin offenbart er in dem Statement, wann das Video entstanden ist. Allzu alt ist es nicht - es stammt aus dem Jahr 2018. Es lässt sich vermuten, dass es im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in Chemnitz aufgenommen wurde. Im Sommer 2018 kam es in der Stadt zu rechtsextremen Übergriffen, nachdem am Rande eines Stadtfests ein Mensch bei einer Messerstecherei ums Leben gekommen war.
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Auf diesen Zusammenhang deutet auch ein zweites Video hin, das mittlerweile öffentlich wurde. In ihm ist Naidoo in gleicher Pose und mit derselben Kleidung wie im ersten Clip zu sehen. Es dürfte sich somit um eine Art zweite Strophe handeln, die der Sänger ebenfalls 2018 in die Handykamera gesungen hat. In ihr zieht Naidoo über die Initiative "Wir sind mehr" her, die sich in Reaktion auf die Ereignisse in Chemnitz als Gegenbewegung formiert hatte.
"Wieder will die Klasse nur schweigen, Plakate zeigen, drauf steht 'Wir sind mehr'. Doch in Wahrheit seid ihr einfach nur peinlich und deutschlandfeindlich, denn ihr seid leer", gibt Naidoo zum Besten. Zweierlei Dinge sind angesichts dieser Zeilen klar: Zum einen ist ihm der Applaus der Rechten abermals sicher. Zum anderen reicht eine halbseidene Rechtfertigung nicht mehr aus, um Naidoos Reputation zu retten.
Quelle: ntv.de, vpr